Was ist eine Reerdigung ?

 

 Die Reerdigung ist eine alternative Bestattungsmethode, bei der der Körper eines Verstorbenen auf natürliche Weise und innerhalb von etwa 40 Tagen zu fruchtbarer Erde (Humus) umgewandelt wird. Dieser Prozess ähnelt einer beschleunigten Kompostierung. Der Begriff „Reerdigung“ setzt sich aus „Re“ (zurück) und „Erdigung“ zusammen und beschreibt somit die Rückkehr zur Erde.

 

Wie funktioniert eine Reerdigung?

  1. Der Kokon: Der Leichnam wird in einen speziellen Behälter, den sogenannten „Kokon“, gebettet. Dieser ist mit organischen Materialien wie Stroh, Heu, Gräsern, Pflanzenkohle und Blumen ausgekleidet. Diese Materialien schaffen ein optimales Milieu für die Mikroorganismen, die den Zersetzungsprozess bewirken.

 

  1. Der Zersetzungsprozess: Der Kokon wird verschlossen und ruht für etwa 40 Tage. In dieser Zeit zersetzen die natürlichen Mikroorganismen im Körper des Verstorbenen und in den organischen Materialien den Leichnam. Durch die Aktivität der Mikroorganismen entsteht Wärme von bis zu 70 Grad Celsius, wodurch eine hygienische Zersetzung gewährleistet wird.

 

  1. Die entstandene Erde: Nach etwa 40 Tagen ist der Körper weitgehend zu Erde geworden. Übrig bleiben lediglich Knochen und eventuell vorhandene medizinische Implantate.
  2. Die Nachbereitung: Die verbliebenen Knochen werden, ähnlich wie bei einer Kremation, in einer Mühle fein gemahlen. Medizinische Implantate werden entfernt und fachgerecht entsorgt oder recycelt. Die entstandene Erde, zusammen mit den gemahlenen Knochen, wird dann in einer Urne oder direkt auf einem dafür vorgesehenen Gräberfeld beigesetzt.

Vorteile der Reerdigung:

  • Naturnähe und Nachhaltigkeit: Die Reerdigung gilt als besonders umweltfreundliche Bestattungsform, da sie einen natürlichen Zersetzungsprozess nutzt und somit Ressourcen schont. Es werden keine fossilen Brennstoffe wie bei der Kremation verbraucht und es entstehen keine schädlichen Emissionen.
  • Kreislauf des Lebens: Die Reerdigung schließt den natürlichen Kreislauf des Lebens, indem der Körper wieder zu Erde wird und somit einen Beitrag zum Wachstum neuer Pflanzen leisten kann.
  • Alternative zu traditionellen Bestattungsformen: Die Reerdigung bietet eine sinnvolle Alternative zur Erd- und Feuerbestattung und kann für Menschen attraktiv sein, die eine naturnahe und nachhaltige Bestattung bevorzugen.

Rechtliche Situation und Verfügbarkeit:

Die Reerdigung ist in Deutschland noch nicht bundesweit gesetzlich geregelt. Derzeit ist sie in einigen Bundesländern, wie Schleswig-Holstein, Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern, im Rahmen von Pilotprojekten oder durch kommunale Regelungen möglich. Es ist ratsam, sich bei einem Bestattungsunternehmen oder der zuständigen Friedhofsverwaltung über die aktuelle rechtliche Situation und die Verfügbarkeit in der jeweiligen Region zu informieren.

 

Häufige Fragen:

  • Was passiert mit medizinischen Implantaten? Medizinische Implantate werden nach dem Zersetzungsprozess entfernt und fachgerecht entsorgt oder recycelt.

 

  • Ist die Reerdigung hygienisch? Ja, durch die hohe Temperatur während des Zersetzungsprozesses werden Krankheitserreger abgetötet, wodurch eine hygienische Zersetzung gewährleistet wird.

 

  • Kann jeder Mensch reerdigt werden? Grundsätzlich ja, es gibt jedoch wenige Ausnahmen, beispielsweise bei bestimmten Infektionskrankheiten.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Die Reerdigung ist eine innovative und naturnahe Bestattungsform, die eine ökologische Alternative zu traditionellen Bestattungsmethoden darstellt. Sie ermöglicht eine würdevolle Rückkehr zur Natur und schließt den Kreislauf des Lebens.

 

 

 

 

 

 

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